Durch Corona scheint das Thema Klimaschutz in den Hintergrund getreten zu sein. Dabei zeigen uns die letzten Wochen, welche Chance für Umwelt und Klimaschutz in dieser Krise steckt.
Plötzlich kann Deutschland seine Klimaschutzziele doch erreichen. Aber nicht durch vorausschauendes Handeln und strikte Umsetzung der Klimaschutzziele.
Sondern dadurch, dass vieles auf Halt gestellt wurde. Der Pendlerverkehr hat erheblich abgenommen, ebenso die Flugreisen, zeitweise um bis zu 90 Prozent.
In vielen Industriebereichen haben sich die Emissonen ebenso reduziert.
Diesen durch die Coronakrise herbeigeführten Nebeneffekten können wir viel Positives abgewinnen. Saubere Luft und weniger Lärm, wir genießen den Spaziergang und nicht den nächsten Shoppingtrip.
Sehen wir es also als Chance, durch das Herunterfahren unserer Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens das Herauffahren so nachhaltig zu gestalten, dass wir eine lebenswerte Umgebung schaffen, in der wir und die nächsten Generationen die gleichen Lebensbedingungen vorfinden.
Die Coronaphase hat uns vor Augen geführt, wozu wir alle imstande sind, wenn die gesamte Menschheit von einer existentiellen Gefahr bedroht ist. Wir haben es geschafft, in einer großen solidarischen Aktion alles in unserer Macht stehende zu unternehmen, um uns und alle anderen zu schützen. Hierbei hat sich die gesamte Gesellschaft beteiligt, ob Jung oder Alt, Risikogruppe oder nicht. Hierbei haben wir auch festgestellt, dass bei vielen altruistische Ansätze zu spüren waren und der Mensch gar nicht so egoistisch handelt wie immer behauptet.
Was jetzt nicht passieren darf ist, dass wir verstärkt Anschubfinanzierungen in alte Technologien und Wirtschaftssysteme stecken, die nur auf Kosten der nächsten Generationen und der Natur zu finanzieren sind. Es dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholt werden. Denn unser System basiert noch immer darauf, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen, als unsere Erde verträgt. Würden alle Menschen so leben wie wir Deutschen, brauchten wir drei Erden. Im übrigen hat es sich noch nie ausgezahlt, weiterhin auf Technologien zu setzen, die keine wirklichen Zukunftsaussichten haben.
Wer in einer modernen und nachhaltigen Stadt leben möchte, muss jetzt die Weichen dafür stellen.
Der Green Deal der Europäischen Union kann hierbei auch Vorbild für Kommunen sein.
Denn gerade die Europäische Union hat erkannt, dass die Zukunft in einer nachhaltigen Gestaltung der Wirtschaft liegt.
Natürlich ist es wichtig, der Wirtschaft dabei zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen und wichtige Arbeitsplätze und damit auch den sozialen Frieden und die Gerechtigkeit zu sichern. Bei dieser Hilfe ist es notwendig, eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsentwicklung in den Fokus zu stellen.
Wir erwarten daher von allen kommunalen Verantwortlichen, die Erholung der Wirtschaft grün und nachhaltig zu gestalten. Wir erwarten in unserer Stadt, dass die beschlossenen Ziele zum Klimaschutz in allen Entscheidungen zur Unterstützung der Wirtschaft berücksichtigt und prioritär behandelt werden.
Der Klimaschutzrat bietet hier die Chance, diesen Weg nicht nur zu begleiten, sondern auch einzufordern.
Lasst uns mutig sein und wie es uns die Coronakrise gezeigt hat, einige Dinge in der Gestaltung unserer Zukunft grundlegend ändern.
Text: Matthias Schäpers, Vorstandsmitglied UmweltHaus Kassel und Klimaschutzbotschafter für Kassel des hessischen Umweltministeriums
Weiterführender Link
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