Der Tag der Erde wurde im Jahr 2017 im Stadtteil Wolfsanger gefeiert. Und er war zum ersten Mal nach mehr als 25 Jahren fleischlos. Das Thema – ein Fest ohne Fleisch, vor allem ohne die beliebte Bratwurst – bewegte im Vorfeld viele Menschen; und vor allem die lokalen Medien haben sich seiner angenommen.
Auch der Tag der Erde 2018 in der Nordstadt wird fleischfrei sein. Dazu ein paar erklärende Sätze:
Der Tag der Erde ist ein Umwelt- und Kulturfest, wir feiern ihn seit über 25 Jahren. Von Beginn an war es ein Anliegen, an diesem Tag neben dem Feiern auch Informationen zum großen Themenbereich Ökologie, Nachhaltigkeit und nachhaltige Lebenstile anzubieten, die Besucher zum Nachdenken über Fragen aus diesen Bereichen anzuregen. Vor diesem Hintergrund wollen wir mit dem Verzicht auf ein Angebot an fleischhaltigen Speisen an diesem Tag ein klares Zeichen setzen, einen Denkanstoß geben im Hinblick auf unsere Ernährungsgewohnheiten und die damit einhergehenden Wirkungen auf unsere Umwelt.
Die Auswirkungen einer stark auf Fleisch basierenden Ernährung auf die Umwelt sind inzwischen in zahlreichen Studien untersucht, sie sollen hier nur verkürzt und stichpunktartig zusammengefasst werden:
- Zur Erzeugung von Fleisch als Nahrungsmittel für uns Menschen werden wesentlich mehr pflanzliche Produkte (Getreide, Mais, Soja, Kartoffeln, etc) gebraucht, als wenn die gleichen Stoffe unmittelbar als Lebensmittel für Menschen genutzt würden.
- Dementsprechend werden für eine stark auf Fleisch basierende Ernährung sehr viel mehr Anbauflächen benötigt, als für eine fleischarme oder fleischlose Ernährungsweise. Um den immensen Bedarf an Tierfutter für die Fleischerzeugung in den Industrieländern zu decken, werden in vielen Ländern des Südens riesige landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen und zusätzlich Regenwaldflächen gerodet. Es werden nicht nur Menschen von ihrem Land vertrieben, sondern auch die Preise für Grundnahrungsmittel sind in diesen Ländern so hoch, dass sie von ärmeren Menschen kaum zu bezahlen sind.
Die Waldrodungen belasten das Klima und zerstören vorhandene Ökosysteme. - Über den hohen Futtermittel- und Flächenbedarf hinaus, ist die Fleischerzeugung auch mit einem hohen Verbrauch an Energie, Wasser und weiteren Ressourcen sowie mit hohen C02 -Emissionen verbunden.
- Die für einen hohen Fleischkonsum erforderlichen Fleischmengen sind nur mit Hilfe der in Europa inzwischen weit verbreiteten Massentierhaltung zu erzeugen. Diese bedeutet für die betroffenen Tiere sehr häufig ein unglückliches, oft schmerzvolles Leben unter katastrophalen Bedingungen und einen meist ziemlich brutalen Tod.
- Die hohe Konzentration von Tierhaltungen in manchen Regionen Deutschlands führt dazu, dass in den Ställen anfallende Gülle und Mist in viel zu großen Mengen auf landwirtschaftliche Fläche verteilt werden. Die unmittelbaren Folgen sind Schädigungen des Klimas und der Atmosphäre, sowie starke Belastungen von Boden und Grundwasser.
Eine fleischarme oder fleischlose Ernährung ist also unter ökologischen, sozialen und ethischen Gesichtspunkten sinnvoll und ohne jeden Zweifel besser, als eine überwiegend auf Fleisch basierende Ernährungsweise. Wir wissen sehr wohl, dass die Ökobilanz bei ökologisch erzeugtem Fleisch – wie es in der Vergangenheit auf dem Tag der Erde immer vertreten war – etwas günstiger ausfällt und hier in der Regel die Tiere besser gehalten werden. Die Grundproblematik von weltweit wachsendem Fleischkonsum bleibt davon aber weitgehend unberührt.
Wir wollen niemanden erziehen oder bevormunden. Es soll niemandem das – gelegentliche und auf einer bewussten Entscheidung beruhende – Essen von Fleisch vermiest werden. Wir halten es aber für sinnvoll und zumutbar, dass sich jede/r mit den Folgen seiner / ihrer Ernährungsweise beschäftigt.
Hubert Grundler
Verein UmweltHaus Kassel
Weitere Informationen finden Sie auf den folgenden Internetseiten .
Informationen zum Thema im Internet (Auswahl):
Greenpeace: Gute Gründe weniger Fleisch zu essen, unter:
http://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/e01161-greenpeace-leporello-gruende-weniger-fleisch.pdf
Im Auftrag des WWF wurde in mehreren Studien analysiert, welche Zusammenhänge zwischen dem Fleischkonsum in Deutschland und der Rodung von Urwäldern in Südamerika bestehen. Es wird dargelegt, welche Mengen an Soja, das auf früheren Regenwaldflächen angebaut wird, gebraucht werden, um die in Deutschland verzehrte Fleischmenge zu erzeugen.
WWF Deutschland, Herausgeber: Das grosse Fressen, unter:
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Fressen_Zusammenfassung.pdf
WWF Deutschland, Herausgeber, Fleisch frisst Land, unter:
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf
Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie in den nachgelagerten Bereichen Holz und Ernährung, Gutachten und Presseerklärung v. Sept. 2016, unter:
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/GemPM-Klimaschutzgutachten.pdf?__blob=publicationFile
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Agrarpolitik/Klimaschutzgutachten_2016.pdf?__blob=publicationFile
In dem Gutachten werden eine Reihe von Maßnahmen beschrieben, die im Sinne des Klimaschutzes sinnvoll und erforderlich sind. Unter anderem werden veränderte Ernährungsgewohnheiten mit einem verringerten Verzehr an Fleisch und anderen tierischen Produkten gefordert.
Christine Weißenberg, Warum weniger Fleisch essen besser ist für…Klima und Umwelt, Vortrag, , unter:
http://www.agrarkoordination.de/fileadmin/dateiupload/PDF-Dateien/Seminar_weniger_Fleisch/Fleisch-und-Klima-CW.pdf —
In dieser Vortragspräsentation werden die mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten verbundenen CO2 Emissionen und die Wirkungen auf Klima und Umwelt anschaulich dargelegt und beschrieben.
Das ist schon spannend, wie HNA (und übrigens auch der HR) sowie drei StaVo Fraktionen nun den von ehrenamtlich Aktiven und seit Jahren organisierten Tag der Erde zu einem Fleischbezogenen Volksgut machen. Andere arbeiten lassen und dann selber definieren, was der Zeck der Veranstaltung ist – spannende Denkweise und echt fördernd für das Ehrenamt. M.E. solltet Ihr überlegen, ob Ihr bei den „auffordernden“ Parteien CDU und SPD nicht den Platz für deren Stände einspart. Die waren doch bisher beide mit Ständen vertreten, oder? Kritisch finde ich übrigens, wenn ich das anmerken darf, dass nur in den ersten 5 bis 6 Jahren wirklich eine sonst stark belastete Hauptstraße für den Tag der Erde genutzt wird. Ich fand dies am Anfang immer als einer der wichtigsten Gründe (zumindest für mich), den Tag der Erde zu feiern. Diese eigentliche Tradition wurde übrigens ausgerechnet durch die Stadt torpediert, als 1994 der Steinweg nicht genutzt werden durfte und das Fest alleine über der Tiefgarage stattfinden musste. Aber für die ist ja auch die Wurst – und nicht die Straße als Raum zum Feiern – die selbst ausgesuchte Tradition des Festes.
Sehr treffend formuliert! Ich bin froh daüber, dass sich das Umwelthaus diplomatisch – und trotzdem deutlich – zu Wort meldet und positioniert.
Leider scheint die lokale Presse doch auf das Befriedigen des eher konservativen Leserklientels statt auf eine verantwortungsvolle und abgewogene Berichterstattung abzuzielen.
Danke für diese Konsequenz.
Es macht mich sehr nachdenklich, wie negativ Teile der Presse und diverse Kommentarschreiber auf ein fleischfreies Fest reagieren, noch dazu, wenn es sich um ein Fest rund um das Thema Umwelt handelt. Fleisch hat einen immens negativen Einfluss auf das Klima, aber anscheinend berührt man da bei einigen einen wunden Punkt, und schon ist man „ideologisch verblendet“, „millitant“ oder will andere „erziehen“.
Die Fakten liegen klar auf dem Tisch. Was jeder daraus macht, muss er oder sie selbst entscheiden. Aber einmal auf einem Fest kein Fleisch zu essen, kann doch so schlimm nicht sein. Es wird garantiert viele andere leckere Alternativen geben.
Ich kann dazu nur eines sagen: Sehr gut gemacht! Weiter so. Sachlich und objektiv die Thematik sinnvoll erörtert. Präpubertäre Ausbrüche seitens der Fleischliebhaber sollte man genau so, wie auch bei Kleinkindern und Pubertierenden, behandeln und warten bis sie von selbst drauf kommen, dass es so nun doch nicht geht.